Sucht man nach WIG-Schweißbrennern, wird eines schnell klar: Die Auswahl ist schier unendlich – angefangen bei den Brennerkörpern über die unterschiedlichsten WIG-Gasdüsen bis hin zu vielfältigen Griffen. Doch wo genau liegen die Unterschiede bei WIG-Brennern und welcher wird wofür verwendet?
Welche WIG-Brenner gibt es eigentlich?
WIG-Schweißbrenner gibt es in gasgekühlter und wassergekühlter Ausführung – je nach Einsatzbereich und Leistungsanforderung. Gasgekühlte Brenner sind ideal für Anwendungen mit geringeren Stromstärken. Sie sind kompakt, leicht und benötigen keine zusätzliche Kühltechnik. Wassergekühlte Brenner kommen zum Einsatz, wenn dauerhaft hohe Stromstärken erforderlich sind – zum Beispiel in der Serienfertigung, beim Schweißen dicker Materialien oder bei automatisierten Prozessen. Durch die aktive Kühlung bleiben Brenner und Verschleißteile länger einsatzfähig und die Schweißqualität – wie auch bei der gasgekühlten Variante – konstant hoch.
Welcher Brennerkörper eignet sich wofür?
Zugänglichkeit ist alles – besonders beim WIG-Schweißen. Denn der komfortabelste Brenner bringt keinen Nutzen, wenn man damit die Schweißstelle nicht erreicht. Genau deshalb gibt es unterschiedlich lange Brennerkörper und -kappen, verschiedenste Brennerwinkel und sogar flexible Brennerkörper, die in Form gebogen werden können.
Ein klassisches Beispiel für eine gut zugängliche Schweißsituation ist die Kehlnaht auf dem Schweißtisch: Hier kann nahezu jeder Brennerkörper verwendet werden. Ganz anders sieht es bei einem dünnen Rohr aus, das an der Decke liegt und von innen geschweißt werden muss – schwer erreichbar, mit stark eingeschränktem Platzangebot. Für diese Anwendung muss der Brenner besonders kompakt sein – idealerweise klein, flexibel und mit kurzer Brennerkappe.

Welche WIG-Gasdüse für welchen Einsatz?
Auf die Brennerkörper können wiederum verschiedene Gasdüsen montiert werden. Sie unterscheiden sich in Länge, Durchmesser der Öffnung, Material und Montageart.
Ob lang oder kurz: Ähnlich wie beim Brennerkörper sind die Form des Bauteils und die Zugänglichkeit zur Nahtstelle ausschlaggebend dafür, wie lange die verwendete Gasdüse sein soll. Beim Rohrschweißen gilt: Je geringer der Durchmesser, desto kürzer sollte die gewählte Düse sein.
Größerer Gasdüsendurchmesser – mehr Schutzgasabdeckung: Der Durchmesser der Gasdüse, beziehungsweise deren Öffnung, entscheidet darüber, wie groß die mit Schutzgas bedeckte Fläche um die Schweißnaht ist. Vor allem für empfindliche Werkstoffe wie Titan ist eine großflächige Schutzgasabdeckung wichtig, damit die direkt nach dem Schweißen noch heiße Naht so lange wie möglich vor dem Luftsauerstoff aus der Atmosphäre geschützt ist und keine Anlauffarben bildet.
Spezialform Champagner-Gasdüse: Die sogenannte Champagner-Gasdüse zeichnet sich durch eine besonders weite Öffnung für eine großflächige Gasabdeckung aus und ist somit insbesondere für reaktive Metalle wie Titan oder Zirkonium geeignet. Die Düse selbst kann aus Keramik oder Glas sein, wobei Glas eine ideale Sicht auf das Schweißbad ermöglicht.
Geschraubt oder gesteckt: Je nach Bauart des Schweißbrenners gibt es WIG-Gasdüsen, die auf den Brennerkörper geschraubt oder gesteckt werden. Die Vorliebe des Schweißers oder der Schweißerin entscheidet. Das System, bei dem die Keramik-Düse aufgesteckt wird, ermöglicht ein schnelleres Wechseln – auch direkt nach dem Schweißen, wenn Brenner und Düse noch heiß sind. Die Schraubverbindung bietet hingegen noch zuverlässigere Stabilität.
Gasstrom zielgerichtet durch die Linse: Die sogenannte Gaslinse ist für den Gasstrom im Grunde wie das Sieb im Wasserhahn. Sie sorgt für einen gleichmäßigen, zielgerichteten Fluss ohne Verwirbelungen. Das kommt vor allem dem Schweißen von hochlegierten Materialien zugute – aber auch dann, wenn die Elektrode länger aus der Düse ragen soll oder im Freien beziehungsweise bei Zugluft geschweißt wird. Alle WIG-Gasdüsen – ob groß oder klein, lang oder kurz – sind mit oder ohne Gaslinse erhältlich. Der einzige Nachteil: Gasdüsen mit Linsen sind etwas teurer als die Varianten ohne.
Heften und Punktieren: Hierfür gibt es eigene Punktiergasdüsen, die direkt am Werkstück aufgesetzt werden können, um kleine Schweißpunkte ohne Zusatzwerkstoff zu setzen. Das Aufsetzen der Düse garantiert, dass der Abstand zwischen Elektrode und Nahtstelle immer ideal und konstant ist. Die Handhabung ist einfach und das Ergebnis zuverlässig. Punktierdüsen gibt es für verschiedene Nahtwinkel – etwa für das Heften von Kehlnähten innen, Ecknähten außen oder auch für Blech-zu-Blech-Anwendungen. Ein großer Vorteil ist auch, dass man nicht zwingend einen Schweißhelm benötigt, da der Lichtbogen durch diese spezielle Düse verdeckt bleibt. Außerdem muss der Anwender/die Anwenderin nicht unbedingt ein Schweißprofi sein, um mit dieser Düse zu punktieren.
Welcher Griff ist der richtige für meinen WIG-Brenner?
Auch den Brennergriff gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Es gibt größere und kleinere Griffschalen. Vor allem für feine Schweißarbeiten bevorzugen die meisten Schweißer/-innen kleinere Griffe. Manche Griffe sind so schlank, dass der Brenner wie ein Bleistift geführt werden kann – ideal für filigrane Arbeiten. Entscheidend ist also, mit welchem Brennergriff man sich am wohlsten fühlt.
Die Größe der Griffschale bestimmt auch Gewicht und Funktionsumfang. Ein kleinerer Griff punktet mit geringerem Gewicht. Größere Griffe sind dafür meist mit einem größeren Funktionsumfang ausgestattet, wie etwa einem LED-Licht, mit dem die Nahtstelle vor Schweißbeginn ausgeleuchtet werden kann, oder auch mit unterschiedlichen Steuerungselementen. Zudem eignen sich größere Brenner für höhere Schweißleistungen, weil sie robuster gebaut sind und somit höherer Hitze standhalten.
Welche Steuerung brauche ich am WIG-Brenner?

Es gibt viele verschiedene Steuerungselemente, die in den Brennergriff integriert sein können – wobei die Größe des Brennergriffs vorgibt, wie umfangreich diese Optionen sind. Manche WIG-Brenner verfügen über gar keinen Regler. Andere ermöglichen dem Anwender oder der Anwenderin mittels einer Up-Down-Wippe oder eines Potentiometers ein einfaches Regeln der Stromstärke. Die meisten Möglichkeiten bietet ein Funktionsbrenner mit Fernregelung. Damit können auf dem Schweißgerät eingespeicherte Jobs – also vorgefertigte Parametrierungen für den jeweiligen Schweißnahtabschnitt – über den Brenner ausgewählt und aktiviert werden. Diese Funktion ist besonders dann praktisch, wenn das Schweißgerät nicht in Reichweite ist, etwa bei Reparatur- und Montagearbeiten.
Teile eines WIG-Schweißbrenners

Der WIG-Schweißbrenner in der Abbildung oben besteht aus mehreren präzise aufeinander abgestimmten Komponenten:
- Brennerkappe: schließt den Brennerkörper nach hinten ab und fixiert die Elektrode. Mit TFC (Tungsten Fast Clamp) gelingt dies besonders schnell und zuverlässig – für einen sekundenschnellen Elektrodenwechsel.
- Gaslinse: sorgt für eine gleichmäßige Schutzgasabdeckung.
- Gasdüse: formt das inerte Schutzgas zu einer Gasglocke, die die Schweißnaht schützt.
- Multilock-System: ermöglicht den schnellen Wechsel des Brennerkörpers – ideal für unterschiedliche Anwendungen.
- Up-Down-Wippe und Potentiometer: ermöglichen ein einfaches Regeln der Stromstärke.
- Fernregelung mit JobMaster-Display: bietet zusätzliche Kontrolle und Übersicht.
- Schlauchpaket: verbindet den Brenner mit dem Schweißgerät.
- Ergonomische Griffschale: sorgt in kleiner (Small Handle) und großer Ausführung mit verschiedenen Interfaceoptionen für komfortables Arbeiten.
- Brennerkörper: ist das zentrale Element des Brenners, den man dank Multilock-System schnell und einfach austauschen kann, um für jede Schweißsituation die passende Geometrie zu verwenden.
Modularer Aufbau bei WIG-Brennern – für maximale Flexibilität
Weil der „richtige“ Brenneraufbau von der jeweiligen Schweißaufgabe abhängt, sind modulare WIG-Brenner sinnvoll. Bei modularen Systemen wird eine Griffschale gewählt, die je nach Bedarf mit unterschiedlichen Bedienelementen und natürlich verschiedenen Brennerkörpern ausgestattet werden kann. Wichtig ist hierbei, dass der Wechsel der Brennerkörper unkompliziert und schnell durchzuführen ist, wie das etwa beim Multilock-System der Fall ist. Bei diesem System wird der Brennerkörper durch Drücken und Drehen vom Schlauchpaket gelöst und durch Aufstecken und Drehen einfach fixiert. Das System gibt es sowohl für gas- als auch für wassergekühlte Schlauchpakete und hat den großen Vorteil, dass im Falle eines Gebrechens im Brennerkörper nicht das gesamte Schlauchpaket zur Reparatur geschickt werden muss.
Die neue WIG-Schweißbrenner-Generation von Fronius erfüllt diese Anforderungen. Über das Multilock-System können diese so konfiguriert werden, dass sie genau auf die Schweißanwendung und persönliche Präferenzen abgestimmt sind. Der modulare Aufbau ermöglicht über 77.700 Konfigurationen.
Mehr über WIG:
Neugierig geworden? Auf der Fronius Website finden Sie alles, was sie über WIG-Schweißbrenner wissen möchten. Die Basics übers WIG-Schweißen liefert Ihnen der Artikel Was ist eigentlich WIG-Schweißen? Und: Mehr Infos über WIG-Schweißgeräte im mobilen Einsatz finden sich im Artikel 5 Funktionen, die ein mobiles WIG-Gerät haben sollte.